Vieles von dem was er gerade erlebte war eine Premiere. Der Ort, die Umstände und auch die Art und Weise wie Astrid ihr kleines Ritual umgestaltet hatte. Liam hatte ziemlich viel zu verarbeiten und doch hatte er aus irgendeinem Grund noch kein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Er vertraute Astrid und bisher hatte sie ihm noch nie einen Grund gegeben um dieses Vertrauen in Frage zu stellen. Selbstverständlich waren da auch noch die Neugier, die Erregung und die Vorfreude auf ihr Spiel welches seine Urteilsfähigkeit wohl minimal zu ihren Gunsten beeinträchtigte.
Aber ganz egal was gerade durch seinen Kopf ging, es spielte keine Rolle mehr. Es gab längst kein Zurück mehr. Liam gehörte ihr. Er hatte das Ritual abgeschlossen mit welchem er die Kontrolle über seinen Körper ihr übergab und sie hatte ihn gleich darauf gefesselt.
Liam wusste von Astrids Vorliebe für Fesseln, beziehungsweise ihre Vorliebe ihn zu fesseln und wehrlos zu halten, doch heute war sie damit noch eifriger vorgegangen als bei ihren sonstigen Spielen. Ob es daran lag, dass sie sich schon eine Weile nicht mehr gesehen hatten oder einfach wegen ihrer Vorfreude, ihm ihr ‚kleines‘ Spielparadies zu zeigen, konnte er nicht sagen. Der junge Mann keuchte erregt, als ihr Griff um seine Männlichkeit wieder etwas stärker wurde und sie zugleich auch eine Richtungsänderung einlegte. Auch diese Art ihn zu führen war neu, hatte sie bisher doch stets mit der Leine vorliebgenommen.
Er beklagte sich nicht, immerhin konnte er nicht leugnen, dass ihm diese Art und Weise der Führung doch irgendwie gefiel. Sie war direkter, persönlicher und Astrid übte mit ihrem Griff einen weit stärkeren Besitzanspruch über ihn aus, als es der Zug an der Leine je getan hätte. Aber es bedeutete auch, dass er ziemlich vorsichtig sein musste wohin er schritt, was bei seiner Erregung gar nicht so einfach war.
Der junge Mann hatte aufgrund der Augenbinde keine Ahnung wohin die Reise ging. Immer wieder hörte er merkwürdige Geräusche, mal ein eher hohes Summen und dann ein tiefes Brummen. Er war sich sicher, dass es Maschinen waren, auch wenn er beim besten Willen nicht in der Lage war deren Funktion zu erraten.
Wieder gab es eine Richtungsänderung und wieder musste er leise Stöhnen, auch wenn er sich nicht getraute etwas zu sagen. Die Augenbinde verhinderte, dass er sich den Weg merken konnte und so wie er Astrid kannte, war dies durchaus ihre Absicht. Es bedeutete aber auch, dass ihr ‚kleines‘ Spielparadies um einige Dimensionen grösser waren, als er es sich vorgestellt hatte. Das einzige Geräusch dessen Ursprung er mit Sicherheit bestimmen konnte war das klacken ihrer schwarzen Highheels auf dem polierten Boden.
Irgendwann blieb sie stehen und Liam wunderte sich, ob sie sich etwa wieder in einem Aufzug befanden. Er versuchte ein verräterisches Geräusch oder eine Bewegung zu vernehmen, doch abgesehen von einem mechanischen Summen war es still und die leichte Bewegung des Bodens konnte auch von seinem beeinträchtigten Gleichgewichtssinn her kommen. Für einige Augenblicke hatte er die Zeit sich die vergangenen Minuten noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Der Halsring den sie ihm umgelegt hatte erinnerte ihn ziemlich effektiv daran, dass er von nun an ihr Besitz war, konnte er es doch stets spüren. Er fragte sich heimlich, welche Funktionen es wohl hatte. Vielleicht ein integrierter GPS Sender? Ja bestimmt… Sie wollte sicher immer wissen wo er sich gerade befand, auch wenn sie ihm wohl nicht die Chance geben würde selbstständig auf der Insel umher zu spazieren. Was noch? Vielleicht öffnete es bestimmte Türen und andere nicht? Sie hatte doch wohl nicht noch einen Elektroschocker eingebaut oder? Durch die Unwissenheit blieb ihm nichts anderes übrig als seiner Fantasie freien Lauf zu lassen.
Apropos großer Untergrundbereich… Sie hatte diesen sein neues Zuhause genannt. Hatte sie etwa vor ihn für längere Zeit hier unten zu halten? Sein Herz hämmerte nervös und aufgeregt gegen seinen Brustkorb und sein hartes Glied dachte nicht einmal daran sich wieder zu entspannen, was bei ihrem Griff natürlich auch nicht ganz einfach war.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, es waren wohl nur ein paar wenige Minuten, nahm sie ihm endlich die Augenbinde ab. Geblendet durch das helle Licht kniff er zunächst die Augen zusammen, aber der Zug an der Leine verhinderte, dass er stehen blieb. Erst als sich seine Augen nach und nach an das Licht angepasst hatten, erkannte er die wahren Dimensionen dieses ‚Untergrundbereiches‘. Alles was er sich bisher darunter vorgestellt hatte, wurde um ein vielfaches übertroffen. Verschwunden war das schwarze und weiße Hochglanzdesign welches er oben gesehen hatte. Ersetzt wurde es durch kalten, fast schon brutalen Stahlbeton. Liam kam aus dem Staunen gar nicht mehr wirklich raus. Er konnte das Ende des langen Ganges nicht erkennen, da immer nur ein kleiner Bereich davon, dort wo sie sich gerade befanden, beleuchtet war und die Bereiche davor und dahinter wieder in Dunkelheit verschwanden. Am Anfang schenkte er den Nischen an den Wänden gar keine große Beachtung, war er doch fast etwas von den Dimensionen des Ganges überfordert. Erst als die Reise immer tiefer in diese ‚Dunkelheit‘ ging, nahm er diese langsam wahr. Das erste was ihm dabei ins Auge stach waren aber nicht die Gittertüren, Ösen oder Bänder, sondern jene Nischen, welche eindeutig für weibliche Anatomie ausgelegt waren.
Zum ersten Mal seit seiner Ankunft verspürte er ein leicht mulmiges Gefühl in der Magengegend und kleine Falten legten sich auf seine Stirn als sie daran vorbei schritten. Hatte sie diese Nischen etwa für sich selbst entworfen? Der Gedanke, dass sie sich ihr eigenes Gefängnis gebaut hatte, in welchem sie vielleicht selbst irgendwann gehalten würde, war irgendwie erregend. Und er konnte nicht leugnen, dass ihm dieser Gedanke irgendwie zusagte, doch da war auch noch eine andere Erklärung. Hielt sich Astrid hier vielleicht auch noch andere Sklaven? War irgendwo hier unten eine Sklavin sicher verwahrt und dazu verdammt darauf zu warten bis Astrid sich wieder um sie kümmerte? Groß genug dafür war dieser Bereich auf jeden Fall. Vielleicht kannte er sie doch nicht so gut, wie er immer angenommen hatte.
Immer wieder sah er nachdenklich einer Nische nach, wenn diese für weibliche Anatomie ausgelegt war und wurde leicht langsamer. Es musste ihr aufgefallen sein, denn bei einer der Nischen blieb sie stehen. Der Zug an der Leine ließ sie ihn verstehen, dass er sich neben sie knien musste, was er auch sofort nachkam und dann leicht schluckte. „Ich werde mein Bestes geben dich mit meiner Zunge zufrieden zu stellen, Herrin“, antwortete er ihr pflichtbewusst. Dennoch war es keine Direkte Antwort auf ihre Frage, da er annahm, dass diese eher rhetorisch gemeint war. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass eine Nacht in dieser Nische besonders angenehm war und so wollte er diese, zumindest für die erste Nacht, eher vermeiden.
„Herrin… Darf ich fragen, für wen diese anderen Nischen… gedacht sind?“ Er wusste, dass er sich mit dieser Frage etwas weit aus dem Fenster lehnte und rechnete auch nicht wirklich mit einer Antwort, doch seine Neugier war zu groß um einfach seinen Mund zu halten.
Kaum hatte er die Frage gestellt ging die Reise ins Innere der Insel auch schon weiter. Wieder kam ihm der Marsch wie eine kleine Ewigkeit vor, doch irgendwann bogen sie rechts ab und schritten durch eine automatische, verspiegelte Schiebetür. Was ihn dahinter erwartete ließ ihn ungläubig den Mund öffnen. Alles was er sah erinnerte ihn an einen Krankenhaustrakt. Der Geruch von Desinfizierungsmittel lag in der Luft und neben den Zahlreichen Türen konnte er Nummern und Informationstafeln sehen. Liam erblickte Rollstühle, Krankenbetten und diverse andere Dinge die eben in ein Krankenhaus gehörten. Alles wirkte realitätsgetreu, nur dass sich dieser Trakt eben unterirdisch, im Spielparadies seiner kleinen Herrin befand. Wobei… Vielleicht war es eher eine Mischung aus Krankenhaus und Sanatorium. Auf den zweiten Blick erkannte er Fixierungsgurte auf den Krankenbetten und den Rollstühlen. Auch die verschließbaren, kleinen Gucklöcher in den Türen zu den ‚Krankenzimmern‘ waren irgendwie verräterisch.
Noch immer ziemlich ungläubig tapste er, mit hinter dem Rücken gefesselten Händen, hinter seiner Herrin her. Für einmal hatte er keine Augen für ihren runden, in Latex gehüllten Hintern und sah sich stattdessen in dem Krankenhaustrakt um. Er wusste nicht, ob dies Astrids Ziel war, oder ob sie diesen Bereich nur durchschritten um zu einem anderen Bereich zu gelangen. Inzwischen traute er ihr alles zu und wagte es nicht mehr sich irgendwelche Vorstellungen zu machen.